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Elegantes Familienheim in Lissabons Künstlerviertel: Nach einem behutsamen Umbau beleben Garcé & Dimofski ihr historisches Apartment mit Kunst und Design.
Sie haben in Paris gelebt, längere Zeit in Peking verbracht. Dann zogen sie nach New York – und als die drei Jahre dort vorbei waren, fragten sie sich: Wohin gehen wir als Nächstes? „Olivier hatte schon einige Projekte in Portugal betreut und dabei gute Kontakte geknüpft“, sagt Clio Dimofski, die weibliche Hälfte des Interiorduos Garcé & Dimofski. „Außerdem ist seine Mutter von hier. Er spricht fließend Portugiesisch, also dachten wir: Warum nicht Lissabon?“ Ihre Entscheidung haben die beiden noch keinen Moment bereut – auch weil sie eine Wohnung im Stadtteil Anjos kaufen konnten und damit gleich vor einer neuen Aufgabe standen.
Obwohl das Apartment lange leer gestanden hatte, war der Stuck an der Decke im großen Salon noch gut erhalten. Helle Farben reflektieren das legendäre Licht von Lissabon. Sofa und Coffeetable von Garcé & Dimofski, Gemälde von Pedro Batista.
Marina Denisova
Hier wohnen die Lieblingstiere der Tochter.
Marina Denisova
Ein Apartment mit historischen Wurzeln wird zum Familienheim
„Sie liegt in einem Haus, das Anfang des 20. Jahrhunderts mit Anklängen an den für Lissabon so typischen Pombaline-Stil erbaut wurde“, erläutert Olivier Garcé. „Es besteht aus vorgefertigten Bauteilen; das soll gegen Erdbeben schützen. Und es gab noch einige schöne Features, zum Beispiel hohe Decken mit Stuckornamenten und Wände, an denen die alten Holzpaneele erhalten waren.“ Doch abgesehen davon war das 250 Quadratmeter große Apartment in einem bedauernswerten Zustand. „Es hatte jahrelang leer gestanden“, sagt Clio Dimofski, „und wir hatten auch den Eindruck, dass es irgendwann einmal in mehrere kleine Wohnungen aufgeteilt gewesen war. Kurz, es war eine ziemliche Ruine.“
Wenn man darüber nachdenkt: Beste Bedingungen also! Denn die beiden wollten, dass man nach der Renovierung einerseits noch erkennt, dass es sich um ein historisches Gebäude handelt. Und andererseits hatten sie schon präzise Vorstellungen, wie sie die Räume fit machen würden für die Gegenwart. Dabei konnten sie auf Erfahrungen zurückgreifen, die sie während ihrer gemeinsamen Zeit bei einer der besten Adressen in Paris gesammelt hatten, bei Pierre Yovanovitch, dem Spezialisten für stilvolles zeitgenössisches Design in alten Gemäuern. Für ihn hatten sie zuletzt das PY-Studio an der Madison Avenue in Manhattans Upper East Side geleitet – und bei manchen ihrer eigenen Entwürfe kann man die Inspiration durch den Meister noch immer gut erkennen.
Clio Dimofski und Olivier Garcé zogen auch deshalb so gern nach Lissabon, weil die portugiesischen Kunsthandwerker:innen es ihnen ermöglichen, Entwürfe wie den Schreibtisch mit den auffallenden Keramikbeinen zu produzieren. Die beiden wollen künftig auch Design verlegen, etwa von Minjae Kim, der die beiden Stühle entwarf. Oder von Charlotte Taylor: Sie schuf das kleine Tisch-Mobile mit Donut und Würstchen.
Marina Denisova
Radikale Veränderung war hier genau das Richtige
Aber gleichzeitig sind Garcé & Dimofski eben auch ein paar entscheidende Jahre jünger. Und jünger lässt sich in dem Fall übersetzen mit: radikaler. Sie lieben es, überlieferte Bauformen zu ehren und neu zu beleben. In einem der Schlafzimmer, in dem noch Reste der alten Holzpaneele vorhanden waren, gaben sie identische neue in Auftrag (um sie dann in einem frischen Mint-Ton zu streichen). In Räumen wie der Bibliothek oder dem Esszimmer, wo keins der ursprünglichen Paneele mehr erhalten war, verliehen die beiden den hoch aufragenden Wänden Struktur, indem sie die Sockelzone mit einer Reihe großer, glänzend glasierter Keramikfliesen betonten – im Esszimmer in einem sehr hellen Türkis, im reading room in einem dunklen, geheimnisvoll glimmenden, fast schwarzen Blauton. Auch bei anderen Änderungen ließen sie ihren Ideen ungehinderten Lauf. So verlegten sie die Küche vom hinteren Teil der Wohnung nach vorn, schmückten sie mit handbemalten Fliesen einer Künstlerin aus Lissabon und machten aus dem frei gewordenen Raum ein Zimmer für ihre kleine Tochter. Das große Bad neben ihrem eigenen Schlafzimmer trägt nun an den Wänden ein hübsches kurzes Kleid aus lokalem portugiesischem, rosa, weiß und schwarz gezeichnetem Marmor. Und im Gästezimmer brachten sie neue rundum laufende Holzpaneele an – hellbeige, auffallend breite, gut zwei Meter hohe Bohlen aus Kastanienholz.
Die Wände des Gästezimmers wurden elegant mit schlichten Kastanienbohlen verkleidet, das Bett mit Keramikfüßen ist ein G & D-Design.
Marina Denisova
Mix & Match für mehr Charakter
Bei der Kunst und den Design-Pieces, denen diese Wohnung ihre aufregende, unverwechselbare Persönlichkeit verdankt, hielten es Garcé & Dimofski mit dem in ihrer Generation geltenden Gesetz: mix and match in größter Freiheit und Toleranz. Vintage-Stücke von Designgrößen wie Pierre Chapo, Otto Schulz oder Axel Einar Hjorth treffen auf Arbeiten junger, vielversprechender Designer:innen von heute, die die zwei modernen Nomaden Garcé & Dimofski auf ihren Reisen getroffen haben: etwa von der Britin Charlotte Taylor, von Garance Vallée aus Paris und dem in New York lebenden Koreaner Minjae Kim.
Die Wandtäfelung im Schlafzimmer ist neu, folgt aber historischen Vorbildern. Das Bett designten G & D; Nachttischleuchte von Garance Vallée, Gemälde von Alexander Mignot.
Marina Denisova
Gegenüber dem Bett im Elternschlafzimmer: eine Leuchte von Studio Haos und ein Vintage-Sofa aus Schweden.
Marina Denisova
Die Wanne im angrenzenden Bad bekam einen Keramikmantel, darüber hängt eine Messingleuchte von G & D.
Marina Denisova
Warum also Lissabon?
Diese jungen Kolleg:innen waren sogar einer der Gründe, weshalb G & D nach Lissabon zogen: Sie alle sind Teil ihres neuen Geschäftsmodells. „Wir halten uns nicht für so großartig, dass wir alles allein machen müssen“, sagt Olivier Garcé, „und wir möchten die Chancen nutzen, die sich uns hier bieten.“ In Paris, so der Designer, seien alle, die im Kunsthandwerk hervorragende Fähigkeiten besitzen, ständig komplett ausgebucht – alles dort gehe in Richtung maximale Exklusivität, gerade was Aspekte der Fertigung betrifft, und die Situation verschärfe sich immer weiter. „In Portugal kennen wir einige sehr gute Handwerker:innen, die wir nicht nur fordern, sondern auch fördern wollen“, betont Garcé. „Und das ermöglicht uns, die Entwürfe von Taylor, Vallée und Kim, die wir enorm schätzen, in geringen Auflagen zu produzieren.“
Warum also Lissabon? Für Clio Dimofski und Olivier Garcé war es das Licht. Das angenehme Klima. Die Nähe zum Meer. Die Offenheit. Das lebendige Künstlerviertel in einer nicht zu großen, nicht zu kleinen Stadt. Zwei freie Geister haben wieder einmal den Ort gefunden, der ideal zu ihnen passt.
Als Kontrast zu den vielen hellen Tönen strich das Designpaar den langen Flur in dunklem Pompejirot und brachte eine Sockelleiste aus Keramikfliesen an.
Marina Denisova
Neue Einheit: Der Fußboden aus hellem Kastanienholz verläuft ohne Schwelle vom Flur bis ins Elternschlafzimmer.
Marina Denisova
Den Kamin im Art-déco-Stil entwarfen die Besitzer:innen und stellten einen Kaminschirm des schwedischen Bildhauers und Keramikers Olle Hermansson davor. Die Sessel sind Vintages von Axel Einar Hjorth. Coffeetable aus einem Marmorblock von G & D, die Vorhänge und der Teppich kommen von Perrine Rousseau.
Marina Denisova