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Bunte Farben an allen Wänden? Carolina Castiglioni zeigt uns wie es geht.
Menschen, die sich selbst nicht allzu ernst nehmen, sind nicht automatisch glücklicher als andere. Aber sie haben definitiv mehr zu lachen. Als Carolina Castiglioni vor einiger Zeit eine neue Wohnung für sich und ihre beiden Kinder suchte, sollte die nur zwei Grundvoraussetzungen erfüllen: eine Garage haben – und eine Terrasse. Lange Monate folgten, die erfüllt waren von einer schier endlosen Suche, eine Besichtigung jagte die nächste. Und dann fand sie schließlich doch ihr Traumapartment: Es liegt im Zentrum von Mailand, man hat von dort einen traumhaften Blick auf das Castello Sforzesco – und es gibt weder eine Garage noch eine Terrasse.
Vista bellissima! Wenn sie aus dem Fenster blickt, sieht Carolina Castiglioni das Castello Sforzesco, „morgens oft im Nebel, abends in der Sonne“.
Helenio Barbetta
„Als ich das hörte, war ich zuerst überhaupt nicht interessiert“, sagt die Modedesignerin, die bei unserem Zoom-Call immer noch schmunzeln muss, wenn sie daran denkt, wie schnell sie damals ihre Meinung änderte. „Aber ich ließ mich überreden, mir die Wohnung zumindest einmal anzusehen. Vor Ort merkte ich dann sofort, wie schön das Licht einfällt und wie fantastisch die Aussicht ist – und schon war ich in die Wohnung verliebt.“
Die Hausherrin im Esszimmer: Die Schiebetür mit dem blauen und blassgelben Glas stammt vom Turiner Architekten Toni Cordero (1937–2001), die satte Wandfarbe suchte sie aus.
Helenio Barbetta
Die bunten Glastüren von Toni Cordero blieben in der Wohnung
Da die Etage zuvor als Büro diente, war sie grundsätzlich gut in Schuss. „Aus einem der Zimmer habe ich zwei Bäder gemacht“, erklärt Castiglioni, „aber wir haben auch vieles so gelassen, wie wir es vorfanden.“ Die Parkettböden, der Stuck an den Decken, die Schiebetüren des Turiner Architekten Toni Cordero mit den Glasscheiben in Hellblau und Gelb, das alles konnte bleiben. Doch als es um die Farben für die Wände ging, wollte sich die Inhaberin und Kreativdirektorin des aufregenden Modelabels Plan C nicht länger zurückhalten. Mit einer Mischung aus Rot und Rosa für die Küche fing es an. Den Rest wählte Castiglioni intuitiv aus. „Ich kann nicht immer exakt erklären, warum mir Farbtöne gefallen, wenn ich zwei oder drei davon nebeneinander sehe. Es ist eher ein Gefühl, aber andererseits probiere ich auch nicht viel herum. Ich weiß oft sehr schnell, welche Entscheidungen die richtigen sind.“
Aus dem appetitlichen Korallrot der Küche entwickelten sich alle weiteren Farben. Dabei ist Kochen keine Leidenschaft der Eigentümerin – ihre Küche ließ sie für Profis ausstatten.
Helenio Barbetta
Mit dem Pantonefächer durchstreifte sie die Räume, zum Korallrot in der Küche gesellten sich ein Aubergineton im Wohn- und ein dunkles, sattes Dottergelb im Esszimmer. Für die Wände im Flur entwarf sie ein geometrisches Muster aus schmalen, milchschokoladenbraunen Linien auf weißem Grund, das in aufwendiger Handarbeit aufgetragen werden musste. Ihr Schlafzimmer ließ Castiglioni marineblau streichen („Das ist vielleicht ein bisschen dunkel, wirkt aber sehr beruhigend“) und das Zimmer ihres Sohnes Filippo grasgrün. Zum Schluss nahm sie (fast) alle diese Farben und verwendete sie noch einmal für das hohe Kopfende ihres Bettes – und man hat den Eindruck: So etwas kann man unmöglich planen. Solch eine faszinierende Mischung ergibt sich im kreativen Flow, wo eine Idee zur nächsten führt.
Eine Bühne für die Mode: Die Ankleide ist Teil des Schlafzimmers – und der Schrank rechts die Rückseite des Headboards. Der schokoladenbraune Vorhang links greift die Farbe des Musters im Flur auf.
Helenio Barbetta
Das Talent für bunte Farben liegt in der Familie
Das Talent für Farben und Gestaltung im Allgemeinen wurde Carolina Castiglioni quasi in die Wiege gelegt. Schon ihre Urgroßmutter machte Mode: Sie entwarf in den Fünfzigerjahren Pelze. Dann, im Jahr 1994, gründeten ihre Eltern Consuelo und Gianni Castiglioni Marni, für die britische „Vogue“ „der Inbegriff der unkonventionellen italienischen Mode“ – und wenn Engländer das sagen, will es etwas heißen. Gemeinsam mit ihrer Mutter kauft Carolina Castiglioni auch gern ungewöhnliches Design. Im Wohnzimmer stehen ein Sofa, zwei Sessel und ein Coffeetable von Claudio Salocchi aus den 1960er-Jahren, an den Wänden hängen Regale von Vittorio Introini. Aber es sind auch Ludwig Mies van der Rohe (die Stühle am Esstisch) oder Luigi Caccia Dominioni vertreten (ein schwarzer Schrank am Eingang). „Am liebsten gehe ich auf die Messe in Parma“, sagt die Hausherrin, „dort entdecke ich eigentlich immer schöne Dinge.“ Sie heißt Mercanteinfiera – und um von ihr gehört zu haben, muss man schon eine Expertin sein. Aber damit hatte Carolina Castiglioni noch nie ein Problem.
„Diese Prozesse laufen bei mir intuitiv ab“, sagt sie: eines der drei Bäder der Wohnung, zwei davon ließ die Hausherrin einbauen. Das geometrische Muster ist handgemalt.
Helenio Barbetta