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Für die AD100-Interiordesignerin Stephanie Thatenhorst gilt das Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und so gestaltete sie auch ihre Altbauwohnung in München-Schwabing.
Hoppladihopp – ist einer der Ausdrücke, die Stephanie Thatenhorst gern verwendet. „Hoppladihopp“ hat sie beispielsweise den Schrank in der Ankleide vom Schreiner anfertigen lassen. „Ad hoc“ hat sie dann noch ein paar Möbel aus ihrem eigenen Showroom und eine Handvoll Vintage-Stücke dazugeworfen und die Wandfarben kurzerhand entsprechend den Möbeln ausgewählt. Und das Ergebnis? „Hat saugut gepasst“, entfährt es der Münchner Interiordesignerin. Im August 2021 war sie relativ kurzfristig mit ihren beiden Söhnen in die 140 Quadratmeter große Schwabinger Wohnung gezogen, und es wirkt, als hätte sie ganz ungefiltert die Stimmung dieses für sie so speziellen Sommers auf sämtliche Räume übertragen. Die Altbauwohnung strahlt Fröhlichkeit und Zuversicht aus, ist ganz unapologetisch feminin. Bonbonfarbene Wände treffen auf expressive Möbel und stark gemusterte Teppiche, Gardinen und Tapeten. Komplizierte Kombinationen, die dem Laien maximales Kopfzerbrechen bereiten, schüttelt der Interior-Profi lässig aus dem Handgelenk.
Mustergültig sind die Vorhänge und der Gubi-Pouf im Ankleidezimmer.
Christine Bauer
Und Stephanie Thatenhorst ist ein Profi. Bereits 2022 unter den AD 100, gehört sie zu den wichtigsten Kreativen unserer Zeit; auch international rückt sie in den Fokus. Ihr Stil ist facettenreich: in manchen (wenigen) Projekten zurückhaltend und monochrom, meist aber doch laut und bunt. „Unterschiedlichste Stilrichtungen und Materialien zusammenzubringen – darin lag für mich schon immer ein starker Reiz“, sagt sie. In ihrer eigenen Wohnung hat sie diese Vorliebe für den Eklektizismus nun ohne Rücksicht auf Verluste ausgelebt. „Wenn man das bei einer Auftragsarbeit so vorschlüge, würden im Zweifel drei von fünf Kunden fragen, ob es nicht auch eine Wandfarbe weniger tut.“ Tut es aber natürlich nicht. Die Hausherrin fühlt sich pudelwohl in ihren sechsfarbigen Wänden. Ihr Lieblingsraum ist das Schlafzimmer, ihr liebstes Objekt dort die Deckenleuchte von Dimoremilano. Wenn sie im Bett arbeitet (denn auch Vollprofis arbeiten zu Hause selten am Schreibtisch) oder auf dem Teppich Yoga macht, erfreut sie sich an der angenehmen Atmosphäre des Raumes und scheint selbst zu staunen, dass die geblümte Riesenleuchte, der grafisch gemusterte Vorhang, der bunte Teppich und das krachige blaue Bänkchen von Moustache zusammenpassen. „Krachig“ ist übrigens noch eines dieser temperamentvollen Thatenhorst-Wörter.
In ein Blumengewand gekleidet ist nicht nur die Interiordesignerin Stephanie Thatenhorst, sondern auch ihr Lieblingsstück, die Leuchte von Dimoremilano im Schlafzimmer.
Christine Bauer
So richtete Stephanie Thatenhorst ihre Wohnung in München-Schwabing ein
Weniger geliebt ist die Küchenzeile. Die war schon drin und ist, da es sich um eine Mietwohnung handelt, vorerst geblieben. Kein Grund zu verzagen. Die Designerin sieht es pragmatisch und lenkt einfach mit einer großformatigen, grafischen Tapete ab. Thatenhorsts Tipp: Wenn etwas nicht so hübsch ist und man es nicht ändern kann, einfach mit etwas sehr, sehr Auffälligem davon ablenken. Tipp Nummer zwei: Nicht nur eine Wand, sondern immer konsequent alle Wände eines Raumes tapezieren – und, damit es nicht zu kleinteilig wirkt, am besten gleich ein eher großformatiges Muster wählen.
Die grafische Tapete in der Küche stammt aus der Feder von Pierre Frey, Esstisch und Wandleuchte sind von Muller van Severen. Gepolsterte Stühle von Miniforms und ein kleines Sofa von Menu komplettieren die Essecke.
Christine Bauer
Stephanie Thatenhorst verlässt sich auf ihre Intuition – und liegt damit immer ganz richtig
Ein weiteres, ebenfalls noch nicht ideales Stück in der Wohnung ist das türkisfarbene Sofa im Wohnzimmer. Es ist zwar irre schön, aber auch irre unbequem und muss wohl bald einem familienfreundlicheren Exemplar weichen, auf dem es sich besser fläzen lässt. Definitiv nicht weichen wird das schmale Wandregal daneben. Ein Vintage-Piece, aufgearbeitet von Draga & Aurel, und absolutes Herzstück! Ebenfalls vintage ist das cremefarbene Klavier im Wohnzimmer, auf dem die Söhne gelegentlich spielen. Im Großen und Ganzen ist die Münchnerin sehr zufrieden mit ihrem neuen Heim. Es ist in Windeseile, basierend auf den Möbeln, die gerade verfügbar waren, entstanden und verkörpert dennoch all das, wofür ihr Name steht: ein lebendiges Ambiente zu schaffen, in dem man sich wohlfühlt. Sämtliche Entscheidungen, die schnell und aus dem Bauch gefällt wurden, funktionieren – was selbst für die erfahrene Designerin doch irgendwie überraschend war und ihr die Erkenntnis eintrug, dass auf ihre Intuition Verlass ist.
Mix & Match lautet hier die Devise. Im Wohnzimmer der Designerin treffen ein türkisfarbenes Sofa und ein rosa Sessel von Tacchini auf einen gemusterten Teppich von SEM Milano. Stuhl und Tisch sind von Arflex; Hängeleuchte von Dechem.
Christine Bauer
Cornern für Fortgeschrittene: Das Vintage-Regal von Draga & Aurel ist ein Objekt, das sich immer am Rande bewegt, aber dennoch im Mittelpunkt steht. An seiner Seite: ein Beistelltisch von Arflex. Die Wandfarbe ist – übrigens in der ganzen Wohnung – von File Under Pop.
Christine Bauer
Die Interiordesignerin liebt Farben und Muster – auch in ihrer Altbauwohnung in München-Schwabing
Und die führt sie immer wieder zum Textilen, seien es Vorhänge, Polster, Teppiche oder Wandverkleidungen. In ihrem Portfolio, das Wohn-, Gastro- und Verkaufsräume umspannt, findet sich tatsächlich kaum ein Projekt, in dem Stoffe nicht die Hauptdarsteller sind. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass für Thatenhorst Mode stets eine wichtige Rolle gespielt hat: „Ich habe mich schon immer von der Mode inspirieren lassen und bin für meinen Kleidungsstil und mein Faible für Farben und ungewöhnliche Kombinationen bekannt. Ich sehe dabei viele Parallelen zwischen Fashion- und Interiordesign.“ Neben der Mode ist ihr lebhafter Stil auch durch viele Reisen inspiriert – er entspricht aber auch einfach ihrem Naturell. Bunt ist für sie kein Schimpfwort und Fröhlichsein eine Lebensphilosophie. Auch an uns, die mit Farben und Mustern hadernden Durchschnittsbürger, appelliert sie, mutiger und experimentierfreudiger zu werden. Ihr Motto: Wer nie etwas wagt, wird auch nie etwas gewinnen!
Dabei hat sie selbst einiges riskiert. „Es ist nicht so, dass wir mit unserem Stil von Tag eins an offene Türen eingerannt hätten“, erinnert sich die Chefin eines mittlerweile 24-köpfigen Teams. „Anfangs haben sich auch einige zu uns verirrt, die eigentlich eher Mainstream haben wollten. Unser Stil hingegen polarisiert.“ Inzwischen verirren sich Kunden und Kundinnen nicht mehr, sondern kommen ganz gezielt zu ihr. Stephanie Thatenhorst kann man als Meisterin der Materialien, als Königin der Kombinationen oder als kommende Interior-Ikone bezeichnen. Vor allem aber ist sie eines – ein richtig feiner Kerl.
Realisation: Thomas Skroch
Auch im Kinderzimmer geht’s italienisch zu: Der Schrank ist von SEM Milano. Teppich von CC-Tapis, Plaid von Hütte, „Bonbon“-Leuchte von Hay.
Christine Bauer
Noch mehr Florales gibt’s beim Blick aus der Küche. Die Balkonmöbel sind von Pedrali.
Christine Bauer
Deutsch-Italienische Freundschaft: Die Streifenkeramik von Hedwig Bollhagen passt fabelhaft zum Balkontisch von Pedrali.
Christine Bauer
Realisation: Thomas Skroch